Claviorganum

Eine versteckte Orgel

Wenn man sich im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg in der Sammlung Musikinstrumente umschaut, sind zwar auf den ersten Blick eine ganze Reihe von historischen Tasteninstrumenten zu sehen, eine Orgel  aber zunächst nicht.

Im Erdgeschoss des Schümann-Flügels werden nämlich eigentlich die älteren Vorfahren des Klaviers präsentiert: Das Cembalo und die mit ihm verwandten Instrumentenformen Virginal und Spinett. Hierbei handelt es sich, wie beim Klavier auch, um besaitete Tasteninstrumente. Die Mechanik dieser Instrumente sorgt dafür, dass bei Betätigung einer Taste eine beziehungsweise mehrere Saiten von einem als Plektrum verwendeten Federkiel angerissen werden. Der Klang ist der eines Zupfinstruments, man könnte das Cembalo in etwas grober Vereinfachung als eine mit einer Tastatur ausgestattete große Gitarre bezeichnen.

Foto: Cembalo mit Orgeluntersatz | anonym | Frankreich, um 1630 | Inv. Nr. 2000.527 | Sammlung Prof. Dr. Andreas Beurmann | Copyright: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Foto: Torsten Kollmer

Unter die ganzen, sehr zart besaiteten Tasteninstrumenten, die Prof. Dr. Andreas Beurmann und seine Frau Heikedine Körting-Beurmann dem Museum geschenkt haben, hat sich wie ein blinder Passagier aber tatsächlich auch eine Orgel eingeschlichen. Sie ist in einer Truhe unter einem alten französischen Cembalo aus dem 17. Jahrhundert versteckt und kann von der Tastatur des Cembalos zusammen mit diesem gespielt werden. Solche Kombinationsinstrumente wurden früher gelegentlich gebaut, sie werden als Claviorganum bezeichnet. Der brillante, aber schnell verlöschende Zupfklang des Cembalos kann hier mit dem anhaltenden Pfeifenklang der Orgel verbunden werden. Cembalo oder Orgel? Ganz einfach: beides!

Text: Olaf Kirsch