Arp Schnitger für Einsteiger

Am 28.07.2019 hat sich der Todestag  des weltberühmten Orgelbauers Arp Schnitger zum 300. Mal gejährt. Aus den  600 Jahren Hamburger Orgelbaugeschichte ist  Schnitger der bedeutendste Protagonist. Sein Schaffen stellt den Höhepunkt und Abschluss der norddeutschen Orgelbautradition seiner Zeit dar.

Bis heute faszinieren die Brillanz des Sounds seiner Instrumente, die klanggewaltigen Bassregister, die Mischungsfähigkeit der Klangfarben und die Durchhörbarkeit der Stimmen  Organisten weltweit.

Die hohe klangliche und handwerkliche Qualität der Orgeln Schnitgers begründeten einen Ruhm, der ihm  den Auftrag für die damals wohl größte Orgel im deutschsprachigen Raum in der ehemaligen Hauptkirche St. Nikolai Kirche einbrachte, die  heute nur noch als Mahnmal erhalten ist.
Schnitgers Orgel in der Hauptkirche St. Jacobi  erklingt bis heute. Die größte erhaltene Barockorgel im nordeuropäischen Raum zieht Besucher aus der ganzen Welt an.
Auch Schnitgers Werkstatthof und sein Grab befinden sich in Hamburg, im Stadtteil Neuenfelde, wo auch eine weitere seiner Orgeln in großen Teilen original erhalten geblieben ist.

Arp-Schnitger-Orgel in der Hauptkirche St. Jacobi. Foto: Orgelstadt Hamburg e.V. – Fotograf: Alexander Voss

Insgesamt baute Schnitger mit Hilfe eines Filialnetzes und vieler Gesellen 170 Orgeln in ganz Nordeuropa und darüber hinaus. Das war für seine Zeit eine absolut außergewöhnliche Leistung. Davon sind 47 Instrumente heute klanglich oder optisch erhalten, Zwanzig davon gehen sogar in wesentlichen Teilen auf Schnitger zurück, unter anderem die Instrumente in Groningen, Norden, Stade, Steinkirchen, Hamburg und auf Pellworm.

Obwohl viele seiner Schüler und Gesellen die Tradition im Norden fortsetzten, gerieten Schnitgers Orgeln zwischenzeitlich  in Vergessenheit. Die „Wiederentdeckung“ der Schnitger-Orgel in St. Jacobi durch Hans-Henny Jahnn zu Beginn des 20. Jahrhunderts war ein wichtiger Impuls für eine Rückbesinnung auf die Klangwelt und das handwerkliche Können des Barock im Orgelbau. Fast alle erhaltenen Schnitger-Orgeln erfuhren dadurch  fachgerechte Restaurierungen und wurden zudem Vorbilder für neu errichtete Stilkopien in aller Welt.

Schematischer Werkaufbau einer Orgel (Hamburger Prospekt)

Der von Schnitger mitentwickelte und zum gestalterischen Maßstab erhobene sogenannte Hamburger Prospekt etwa, die in Teilwerke gegliederte Schauseite der Orgel, ist bis heute Gestaltungsprinzip im Orgelbau. So ist Schnitgers Erbe nicht nur an erhaltenen Originalinstrumenten sondern auch im Orgelbau und der Orgellandschaft Hamburgs des 20. und 21. Jahrhunderts immer noch aktuell und lebendig.

 

Arp Schnitgers Schriftzug. Foto: wikipedia

Headerbild: Orgel St. Pankratius Neuenfelde, Foto: Alexander Voss

Arp Schnitger

Geburtsdatum
unbekannt, getauft 9.7.1648

Begraben
28.7.1719 in Neuenfelde

Orgeln in Hamburg
Hauptkirche St. Jacobi  ·  St. Pankratius Neuenfelde  ·   Kirche Bergstedt  ·   St. Pankratius Ochsenwerder 

Seine erste Orgel
St Cosmae et Damiani in Stade (Vollendung der Arbeiten seines Lehrers Berendt Hus)

Klangbeispiele

Arp Schnitger-Orgel St. Pankratius Neuenfelde

Matthias Weckmann (1618/19 – 1674)
„Gott sei gelobet und gebenedeiet“
Hilger Kespohl, Orgel
Mit freundlicher Genehmigung der Musikproduktion Dabringhaus + Grimm, Detmold, © 2019

Matthias Weckmann (1618/19 – 1674)
„Praeambulum primi toni“
Hilger Kespohl, Orgel
Mit freundlicher Genehmigung der Musikproduktion Dabringhaus + Grimm, Detmold, © 2019

 

Arp Schnitger-Orgel Hauptkirche St. Jacobi

Matthias Weckmann (1618/19 – 1674)
„Praeambulum primi toni“
Rudolf Kelber, Orgel
Mit freundlicher Genehmigung von edition jacobi

Matthias Weckmann (1618/19 – 1674)
Toccata ex D
Rudolf Kelber, Orgel
Mit freundlicher Genehmigung von edition jacobi

Dietrich Buxtehude (1637–1707)
Toccata in F
Rudolf Kelber, Orgel
Mit freundlicher Genehmigung von edition jacobi