Orgelregister

Sag mir, wie du heißt ...

und ich sage dir, wie du klingst. So verhält es sich bei den Klangfarben der Orgel. Organisten nennen die einzelnen Farben Register. Mit den Registerzügen navigieren Spieler durch die Klänge der Orgel, durch ihre Charaktere. Am alten Spieltisch der Orgel von St. Jacobi waren die Züge für die einzelnen Klänge entsprechend mit charaktervollen Köpfen verziert.

 


Register haben Namen, ähnlich denen auf Klingelschildern oder Postkästen. Die Namen sagen etwas über die Klangfarbe und meist auch über die Länge der Pfeifen, die an der Orgel noch altmodisch in Fuß gemessen wird. 8 Fuß bedeutet etwa 2,40 Meter für eine Pfeife auf Groß C. Da es auch 16´ und 32´Pfeifen gibt, kommt man bei großen Orgeln schnell auf stolze Längen von bis zu 9,60 Meter für die tief
ste Pfeife. Steht 2fach oder 5-7 fach dabei, wohnen in der Orgel mehrere Pfeifen pro Taste beziehungsweise Ton. Der Organist weiß so schon beim Lesen der sogenannten Disposition, eine Art Speisekarte der Orgel, was im Angebot ist. 

Orgelregister der St. Pankratius-Kirche in Neuenfelde. Foto: Orgelstadt Hamburg e.V. – Fotograf: Alexander Voss

Die Namen der Register selbst verweisen oft auf Instrumente aus der Renaissance, die man imitieren will: Posaune, Trompete, Gambe, Traversflöte, Dulcian, Fagott, Gemshorn, Rankett oder Oboe. Sogar die menschliche Stimme taucht als „Vox humana“ auf. 

Die Stimmen, die das klangliche Rückgrat der Orgel bilden, heißen Principale. Meist stehen sie sichtbar in der ersten Reihe wie Prinzen. Daneben gibt es in dieser Pfeifenfamilie reine Funktionsbezeichnungen, die eher so etwas wie Dienstgrade sind. Oktave 4´ sagt nur, ich klinge eine Oktave höher als du spielst, Oktave 2´ entsprechend zwei Oktaven. Terzen und Quinten betonen einzelne Obertöne und erzeugen so charakteristische Farben.

Andere Namen verweisen auf die Bauform. Gedeckt meint einen Deckel auf der Pfeife, Rohrflöte kommt von einem kleinen Rohr auf dem Deckel. Ein Offenbass muss ohne Hut durchs Leben gehen. Der Hintersatz steht hinten.

Manches dagegen beruht eher auf Phantasie, wie etwa Bauernflöte, Waldflöte, Hörndl, Siffflöte oder Nachthorn. 

Anderes verweist auf die Klangfarben: Scharff und Zimbel klingen so wie sie heißen, ebenso das Lieblich Gedeckt. Schwebung schließlich meint zwei leicht gegeneinander verstimmte Pfeifen, die einen entrückt schwebenden Klang entstehen lassen. Das war übrigens die Inspiration für unser Keyvisual der „Orgelstadt Hamburg“, gestaltet von der Agentur EST/Johannes Erler – bei der wir alle Register ziehen. 

Text: Hans-Jürgen Wulf 


Headerfoto: Orgelstadt Hamburg e.V. – Fotograf: Alexander Voss