07. Jul

Hamburger Orgelsommer in St. Michaelis: Susanne Rohn

Susanne Rohn (Foto: privat)

Jan Pieterszoon Sweelinck: Ricercar in a
Fitzwilliam Virginal Book: Vier Tänze
– William Byrd: Galliarda
– Anonymus: Alman
– Martin Peerson: Alman
– Peter Philips: Galliarda
Franz Liszt: Fantasie und Fuge über »Ad nos, ad salutarem undam«

Jan Pieterszoon Sweelinck, dessen 400. Todestages wir in diesem Jahr gedenken, war zu seiner Zeit eine Art „Superstar“ auf der Orgel. Viele der norddeutschen Organisten seiner Zeit pilgerten zu ihm in die „Oude Kerk“ nach Amsterdam, um sich unterweisen zu lassen. Deshalb trug er auch den Beinamen „deutscher Organistenmacher“. Interessanterweise war Sweelinck nicht bei der Kirche, sondern beim Magistrat der Stadt als Organist angestellt: die calvinistische Reformation hatte keine Verwendung für Organisten, denn im Gegensatz zu Martin Luther in Deutschland war Johannes Calvin der Musik gegenüber sehr misstrauisch eingestellt. So kam es, dass Sweelinck täglich Konzerte auf der Orgel für die Bürger der Stadt gab. Meist improvisierte er über bekannte und beliebte Liedmelodien oder beeindruckte die Zuhörer mit seinen kunstvollen und überaus virtuosen Kompositionen. Vermutlich ist auch das Ricercar so entstanden.
Auch in England war Sweelinck offenbar sehr berühmt, denn viele seiner Kompositionen finden sich im „Fitzwilliam Virginal Book“, der mit annähernd 300 Kompositionen umfangreichsten historischen Sammlung der Cembalo-Musik des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts in England. Sie wurde vermutlich vom Komponisten Francis Tregian (1574–1619) zusammengestellt. Fast alle großen Komponisten der elisabethanischen Zeit und der Epoche Jakobs I. sind hier mit verschiedenen Tänzen und anderen kunstvollen Kompositionen vertreten, die einen lebhaften Eindruck von der populären Musik dieser Zeit vermitteln.
Im Jahre 1849 schrieb Franz Liszt unter dem Eindruck der Pariser Erstaufführung der Oper „Der Prophet“ von Giacomo Meyerbeer drei „Illustrationen“ für Klavier, die sein stetes Interesse an allem Neuen bezeugen. Die Oper, die den religiösen Fanatismus und Furor der „Wiedertäufer“ in Münster in den 1530er Jahren zum Inhalt hat, scheint ihn sehr bewegt zu haben, denn im folgenden Jahr erweiterte er diese ersten Klavierskizzen zu einem monumentalen Fresko, von dem Saint-Saëns beeindruckt sagte, es sei das „außergewöhnlichste Stück, das je für Orgel komponiert worden ist“.
Liszt legt dem Werk den Choral der Wiedertäufer „Ad nos ad salutarem undam“ zugrunde. Daraus entwickelt er monothematisch ein großartiges Werk, das fast wie eine Sinfonie in einem Satz wirkt und aus drei Teilen besteht: ein zentrales Adagio wird umrahmt von einer einleitenden Fantasie und einer krönenden Fuge. Die Fantasie wurde Vorbild für seine h-Moll-Klaviersonate und auch für die Sonate über den 94. Psalm von Julius Reubke.

Jörg Endebrock


Susanne Rohn, geboren in Waldshut am Hochrhein, studierte evangelische Kirchenmusik in Freiburg im Breisgau sowie Orgel und Cembalo als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Toulouse. Ihr Aufbaustudium Orgel (Solistendiplom) in Basel (bei Guy Bovet) und ihr Aufbaustudium Dirigieren in Freiburg (bei Hans Michael Beuerle und Peter Gülke) schloss sie jeweils mit Auszeichnung ab.
Seit 1998 ist Susanne Rohn Kantorin der Erlösergemeinde in Bad Homburg. Mit drei herausragenden Instrumenten (historische Sauer-Orgel von 1908, Bach-Orgel von Gerald Woehl 1990, Orgelpositiv von Bernhard Fleig 2008) sowie zwei leistungsfähigen Chören (Bachchor mit 135 Sängern und Kammerchor mit 40 Sängern) gestaltet sie dort ein reichhaltiges und anspruchsvolles Musikprogramm, das über die Grenzen der Stadt hinaus in der ganzen Region Beachtung findet.
Susanne Rohn nahm erfolgreich an nationalen und internationalen Orgelwettbewerben teil und gibt regelmäßig Orgelkonzerte. Nach Lehraufträgen für Orgel oder Dirigieren an verschiedenen Musikhochschulen war sie von 2006 bis 2009 als Professorin für Chorleitung an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf tätig. Seit Oktober 2011 lehrt sie Dirigieren an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz.

Veranstaltungsort
Hauptkirche St. Michaelis
Englische Planke 1
20459 Hamburg
Datum
Mittwoch, 07. Juli 2021
Uhrzeit
19.00 Uhr
Ticketinfo
Karten: € 10,00 (zzgl. Vorverkaufsgebühr) - Ermäßigungen an der Abendkasse
Zusatzinformationen
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