Orgelkonzert von Zuzana Ferjenčíková
Wenn Komponisten ein Werk schreiben, haben sie eine konkrete Idee, eine Vision davon, wie es klingen soll. Manchmal jedoch entwickeln sich im Nachhinein andere klangliche Vorstellungen oder die Nachwelt ist der Meinung, dass ein Werk auch ganz anders klingen kann. Dann hat die Stunde der Bearbeiter geschlagen, die den Werken ein neues klangliches Gewand maßschneidern.
Im Falle der Sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt waren dies etwa dessen Zeitgenosse Alexander Winterberger und der moderne Visionär Jean Guillou. Winterberger machte aus den Klaviervariationen über »Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen« ein veritables Orgelwerk – und zwar so erfolgreich, dass die Klavierfassung heute kaum noch gespielt wird. Guillou hingegen, selbst ein Virtuose ersten Ranges, erweiterte die Liszt’sche Vision der Orpheus-Sage zu einer rauschenden Klangorgie für Orgel.
Für dieses Repertoire ist die slowakische Organistin und einstige Guillou-Schülerin Zuzana Ferjenčíková genau die Richtige. Mit einer stupenden Technik gesegnet und angetrieben von einem beständig lodernden inneren Feuer, haucht sie diesen Bearbeitungen bei ihrem Elbphilharmonie-Debüt nun neues Leben ein – auch Sergej Rachmaninows berühmter »Toteninsel« und Mozarts Tastenwerken, von denen Ferjenčíková eines gleich selbst bearbeitet hat. Zum Abschluss erklingt mit Guillous wahrhaft titanischer Fantasie über Hyperion, den göttlichen Boten des Lichts, schließlich noch ein Originalwerk für die Orgel.
Besetzung
Zuzana Ferjenčíková Orgel